Lesetipp: Humusrevolution – Regeneration ist möglich

Lesetipp: Das neue Buch von Ute Scheub, Stefan Schwarzer:
„Die Humusrevolution – Wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen“

 „Humusrevolution“  2017 im oekom-Verlag 

BACK TO THE ROOTS

Seit Erfindung der Landwirtschaft und Einführung der Agroindustrie haben Böden einen Großteil ihres Humus’ verloren. In Form von CO2 ist er nun da zu finden, wo er großen Schaden anrichtet: in der Atmosphäre. Für diese Herausforderung existiert eine Lösung: Mit »regenerativer Agrikultur« kann der Kohlenstoff dorthin zurückgebracht werden, wo er nutzt – und dringend gebraucht wird: in den Boden. 

Endlose Monokulturen beherrschen heute die Weltäcker – zum Nachteil für Boden, Luft, Wasser, Menschen, Tiere und Pflanzen. Die Agroindustrie verursacht auf direkte und indirekte Weise ungefähr die Hälfte aller Treibhausgase, ist also ein Großteil des Megaproblems Klimawandel. Sollten dadurch die Ernährungssysteme zusammenbrechen, blutige Kriege um die letzten Ressourcen geführt und weitere Flüchtlingswellen ausgelöst werden, würde es hochdramatisch. Doch so weit muss es nicht kommen. Der Klimawandel ist umkehrbar, die Ökosysteme heilbar – durch regenerative Agrikultur.

Wie sie funktioniert, zeigt das neue Buch »Die Humusrevolution. Wie wir den Boden heilen, das Klima retten und die Ernährungswende schaffen« (ET 20.2.2017). Regenerative Agrikultur ermöglicht eine mehrfache Win-win-Situation: nicht nur, dass der Atmosphäre überschüssiges CO2 entzogen wird; die Wiederanreicherung unserer Böden mit Humus hat ihrerseits positive Auswirkungen – auf Ernährung, Artenvielfalt oder Wasserverfügbarkeit. Denn Humus ist ein wahrer Wunderstoff, der uns verloren zu gehen droht – aufgrund von Entwaldung, Landnutzungsänderungen oder einer weltweit galoppierenden Bodenerosion.

Regenerative Agrikultur ist eine ganzheitliche Praxis, die Böden aufbaut und die Regenerationskräfte der Natur unterstützt. In der Öffentlichkeit ist über ihr Potenzial bislang nur wenig bekannt; selbst im Pariser Klimaabkommen spielt sie keine Rolle. Dabei ist ihre Wirkung mittlerweile wissenschaftlich nachgewiesen, viele ihrer Methoden – pflugloser Anbau, Gründüngung oder der Einsatz von Terra Preta – teils seit Jahrhunderten gängige Praxis unter Indigenen, Klein- und Biobauern oder »Permakulturisten«. Ihr Potenzial ist jedenfalls gewaltig, ist sich der international renommierte »Humuspapst« Rattan Lal sicher; v.a. natürlich auf den großen landwirtschaftlich genutzten Flächen. Aber sie funktioniert auch im Kleinen: in individuellen und gemeinschaftlichen Gärten, in der Stadt und auf dem Land.

Ute Scheub und Stefan Schwarzer beschreiben in ihrem Buch die zahlreichen Vorteile und Möglichkeiten einer regenerativen Agrikultur; wie sie etabliert werden kann, welche Hindernisse es zu bewältigen gilt, wie und wo man politisch aktiv werden kann und welche Methoden im eigenen Umfeld angewendet werden können. Denn jede(r) Einzelne kann mithelfen, unsere planetarischen Öko- und Ernährungssysteme zu heilen und zu schützen.

 

Dazu noch ein Tipp für einen Ausstellungsbesuch:

Senckenbergmuseum Frankfurt
Die Dünne Haut der Erde – unsere Böden

SONDERAUSSTELLUNG im Senckenberg Naturmuseum Frankfurt,
noch bis 23. Juli 2017

Alle vier Jahre verliert Europa fruchtbaren Boden in der Größenordnung der Insel Mallorca durch Erosion oder Versiegelung. Flächen, die dringend für die Landwirtschaft und als Lebensraum für Tiere und Pflanzen benötigt werden. Doch was ist Boden eigentlich, welche Lebewesen bewohnen ihn und welchen Nutzen bringt er dem Menschen? In einer neuen Sonderausstellung informiert das Senckenberg Naturmuseum Frankfurt zum 200jährigen Jubiläum der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung über die Welt unter unseren Füßen.

Dass unsere Böden vielfältiger und interessanter sind als auf den ersten Blick erscheint, zeigen die Kuratoren dabei mit einem Trick: Beim Betreten der Ausstellung schrumpft der Besucher auf die Größe einer Landassel und taucht in die kaum wahrnehmbare Mikrowelt des Bodens ein. Mit vergrößerten Modellen von Springschwänzen, Milben oder Saftkuglern lässt sich die Tierwelt unserer Böden so bis ins Detail entdecken. 3D-Modelle, mikroskopische Abbildungen, interaktive Elemente, Filme und Multimediaeinheiten ermöglichen einen genaueren Blick auf die „dünne Haut der Erde“.

Die Ausstellung beschränkt sich nicht nur auf das Leben im Boden. Von der Vorstellung der verschiedenen Bodentypen und der Bodenforschung über Informationen zur Bodenbelastung durch den Menschen und der Notwendigkeit einer nachhaltigen Bodennutzung – die lebenswichtige Ressource wird in vier Themenkammern (der Kammer des Lebens, der Krümel, des Wissens und der Kammer des Schreckens) in all seinen verschiedenen Facetten beleuchtet. Im Gang der Hoffnung werden positive Beispiele dafür gegeben, was Menschen weltweit für den Bodenschutz tun.