Gene Drives und die Risiken

Dr. Christoph Then und das Testbiotech-Team schreiben in ihrem neusten Rundbrief:

Liebe UnterstützerInnen von Testbiotech,

Gene DrivesGene Drives sollen dazu eingesetzt werden, natürliche Populationen von beispielsweise Insekten, Nagetieren oder auch Pflanzen gentechnisch zu verändern. Dazu werden mithilfe der neuen Gentechnikverfahren die normalen Regeln der Vererbung umgangen, sodass sich bestimmte Eigenschaften besonders rasch ausbreiten können. Der „Clou“ besteht also darin, dass der Vorgang der gentechnischen Veränderung mit vererbt wird und sich in jeder Generation automatisch wiederholt. Die langfristigen Auswirkungen, die diese Gentechnik-Organismen auf die Umwelt haben werden, sind schwer abzuschätzen. Mehr dazu in unserem Video. Institutionen wie bspw. die Gates-Stiftung drängen dennoch darauf, entsprechende Freisetzungen zu realisieren.

Da aber viele WissenschaftlerInnen sehr kritisch sind, was die Anwendung dieser Technologie betrifft, beauftragte die EU-Kommission die EFSA, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die bis 2020 Leitlinien zur Bewertung der Risiken von Gene Drives erarbeiten soll. Die in Brüssel ansässige lobbykritische Organisation Corporate Europe Observatory (CEO) hat sich jetzt die Zusammensetzung dieser 2018 eingesetzten Expertengruppe angesehen und festgestellt, dass alle sechs Experten selber an der Entwicklung von Gene-Drive-Organismen beteiligt sind oder Verbindungen zu Institutionen wie der Gates-Stiftung haben (zum Bericht von CEO). Obwohl der EFSA diese Interessenkonflikte bekannt sind, wurde nichts unternommen, um für eine ausgewogenere Zusammensetzung zu sorgen.

Testbiotech hatte bereits im Mai 2019 an einer Tagung in Brüssel teilgenommen, die von der EFSA veranstaltet wurde. Dort leiteten die Mitglieder dieser Expertengruppe einen Workshop Thema Gene-Drive-Mücken (Link zur Tagung). Dabei wurde deutlich, wie wenig die von der EFSA eingesetzten ExpertInnen tatsächlich an einer wissenschaftlichen Klärung der Risiken interessiert sind: Während des Workshops schlug einer von ihnen vor, die mehrheitlich mit BefürworterInnen besetzte Runde solle über die Risiken doch einfach abstimmen. Erst als TeilnehmerInnen von allen Seiten diese Idee als völlig abwegig und unwissenschaftlich kritisierten, wurde der Antrag zurückgenommen.

Es zeigt sich ein typisches und erschreckendes Muster in der Diskussion: Die Geldgeber, die aus der Industrie, öffentlichen Einrichtungen und von Institutionen wie der Gates-Stiftung kommen, haben in der Regel wenig Interesse an der Erforschung der Risiken. Vielmehr geht es um die Entwicklung der Technologie und deren möglicherweise nützliche oder profitable Anwendung. Dies macht sich im Einfluss der Lobby, aber auch in vielen Veröffentlichungen, bei wissenschaftlichen Tagungen und in Behörden deutlich bemerkbar. Oft werden die Risiken dabei konsequent geleugnet. Stattdessen wird gerne auf einen angeblichen „Konsens“ in der Wissenschaft verwiesen und postuliert, dass Einigkeit bezüglich der Nicht-Existenz von Risiken bestünde. Dabei wird aber nicht gefragt, wie dieser angebliche „Konsens“ zustande kommt und welche Dynamiken und Interessen dafür verantwortlich sind.

Testbiotech stellt sich hier gegen den Trend. Wir arbeiten dabei wissenschaftlich und unabhängig von den Interessen der Gentechnik-Industrie. Unser Interesse gilt den Schutzzielen Mensch, Gesundheit, Tier, Natur und Umwelt. Dabei setzen wir auf gute Argumente und nicht auf den Mainstream von Meinungen oder die Höhe der Fördermittel. Um unsere Ziele zu erreichen, sind wir deswegen mehr denn je auf Ihre Unterstützung angewiesen.

Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!
Dr. Christoph Then und das Testbiotech-Team

https://www.testbiotech.org/gentechnik-grenzen/videos/gene-drives