Öko-Aktivist Percy SCHMEISER sprach vor 400 Zuhörern – „Gentechnik stoppen“

So lautete die Überschrift der „Osthessen-News“ am 19. Juni 2008 zu unserer Veranstaltung mit Percy Schmeiser im Bürgerhaus Romrod:

„Ich bin nicht nach Deutschland gekommen, um zu sagen was zu tun ist, sondern um zu berichten was in Kanada passiert ist“, meinte der international bekannte kanadische Landwirt und Träger des alternativen Nobelpreises Percy Schmeiser am gestrigen Mittwochabend bei einer Vortragsveranstaltung im Bürgerhaus Romrod. Und er hatte einiges zu berichten. Eingeladen zu dieser Veranstaltung hatte die Zivilcourage Vogelsberg – die Initiative für einen Gentechnikfreien Vogelsberg sowie als Mitveranstalter das Evangelisches Dekanat Alsfeld, die Vereinigungen Hessischer Direktvermarkter und Ökologischer Landbau Hessen, der BUND Kreisverband Vogelsberg, die Bürgerinitiative keine Agro-Gentechnik im Ebsdorfergrund, die Interessengemeinschaft für gesunde Lebensmittel (FÜR) und das Zentrum gesellschaftliche Verantwortung der evangelischen Landeskirche Hessen/Nassau.

Im Oktober 2020 ist Percy Schmeiser im Alter von 89 Jahren gestorben. Dazu ein Nachruf von Bertram Verhaag:

In einer Zeit, in der sich viele davor fürchten keine Macht gegen Politik, Großkonzerne und übermächtige Wirtschaftsdynamiken zu haben, hat ein mutiger Mann bewiesen, wie viel man auch als Einzelner bewirken kann. Der Kanadier mit bayerischen Wurzeln Percy Schmeiser und seine Frau Louise sind weltweit zu Symbolfiguren geworden im Kampf unabhängiger Bauern gegen die Gentechnik.

Die Schmeisers betrieben bereits seit Jahrzehnten eine eigene Rapszucht, als genmanipulierter Raps des US Saatgut- und Chemiemultis Monsanto vermutlich durch Pollenflug von benachbarten Feldern auf Schmeisers Acker gelangt. Obwohl Schmeiser selbst den Schaden durch eine genverseuchte Ernte hatte, wurde er von Monsanto auf Lizenzgebühren und Schadensersatz in Millionenhöhe verklagt. Das Ehepaar Schmeiser wehrte sich 10 Jahre lang erfolgreich durch alle gerichtlichen Instanzen bis zum Obersten Gerichtshof in Kanada gegen den Großkonzern, der nicht nur Saatgut, sondern auch die dazugehörigen Herbizide vertreibt (darunter auch das umstrittene Roundup/Glyphosat und das im Vietnamkrieg als chemische Waffe eingesetzte Agent Orange). Der weltweit größte Anbieter von gentechnisch verändertem Saatgut Monsanto – heute Bayer – machte den Schmeisers über Jahre hinweg das Leben zur Hölle, indem er sie demütigte, einschüchterte und bedrohte. Percy ließ sich nicht klein kriegen vom dominanten Konzern, der nach wie vor versucht durch Patentierung die Kontrolle über das Saatgut unserer Erde zu gewinnen. In seinem unermüdlichen Kampf für die Lebensvielfalt bereiste er über 150 Länder, hielt Vorträge, regte Diskussionen an und sprach Warnungen aus. Für ihr beispielhaftes Engagement erhielten die Schmeisers 2007 mit dem Alternativen Nobelpreis die weltweit wohl bedeutendste Auszeichnung für Mut und Zivilcourage.

Wir bedauern zutiefst, dass Percy Schmeiser nun im Alter von 89 Jahren verstorben ist. Vielleicht kann einer alleine die Welt nicht verändern, doch es kann ihm gelingen die Menschen dazu zu bewegen, ihren Blick auf die Welt zu ändern. Dies ist Percy Schmeiser gelungen. Wir betrauern sein Weggehen von dieser Welt, möge sein Vorbild weiterhin Ansporn und Inspiration für uns alle sein!

Von Schmeisers Kampf gegen den Agrarkonzern, der an David gegen Goliath erinnert, handelt mein Dokumentarfilm DAVID GEGEN MONSANTO von 2008. Diesen möchten wir nun für zwei Wochen kostenlos auf Vimeo zur Verfügung stellen, um an Schmeisers bedeutsamen Kampf und sein Vermächtnis zu erinnern.