Glyphosat-Wind

Das Unkrautgift Glyphosat könnte über Erdpartikel von mehr Menschen eingeatmet werden als bislang angenommen. Eine neue Studie warnt: Fast die Hälfte der getesteten Böden in Europa ist belastet.

Forscher der niederländischen Landwirtschafts-Universität Wageningen warnen, durch Staub in der Luft könnten die Europäer zusätzlicher Glyphosat-Belastung ausgesetzt sein. Bei einer Untersuchung von Böden in der EU haben sie bei 45 Prozent der Proben eine Belastung mit Glyphosat oder dessen Abbauprodukt AMPA festgestellt.

Dafür haben sie über 300 Proben aus einem standardisierten europäischen Boden-Monitoring untersuchen lassen – für die jeweils drei wichtigsten Fruchtfolgen in zehn EU-Ländern. Die Werte hätten bis zu zwei Milligramm je Kilo Boden erreicht. Einen gesetzlichen Grenzwert gebe es nur für Wasser. Er liegt mit nur 0,1 Mikrogramm je Liter deutlich darunter.

„Wenn Glyphosat in Gegenden mit starker Winderosion eingesetzt wird, können die Anwohner dem Wirkstoff direkt ausgesetzt sein”, warnt Professorin Violette Geissen. „Da sich Glyphosat an Kleinstpartikel bindet, kann es leicht von Menschen und Tieren eingeatmet werden.“ Schließlich lagere sich das Mittel laut der Studie in der obersten Erdschicht ab, die der Erosion durch Regen und Wind ausgesetzt ist. Für Deutschland sieht die Studie die Gefahr vor allem etwa in Niedersachsen und Schleswig-Holstein.

Während es einige Untersuchungen zur Glyphosat-Belastung von Wasser in Europa gibt, fehlte bislang eine systematische Untersuchung zu Böden. Die in der Fachzeitschrift „Science of The Total Environment“ veröffentlichte Studie legt nahe, dass die Belastung in Deutschland etwa dem EU-Durchschnitt entspricht. Einen besonders hohen Anteil an belasteten Böden fanden die Forscher in Dänemark und Großbritannien, relativ wenige in Italien und Ungarn.

Die Forscher warnen, je nach Umgebung könne die Halbwertszeit des Wirkstoffs deutlich über einem Jahr liegen, somit könne sich der Wirkstoff im Boden anreichern. Das erkläre die teils recht hohen Messwerte. Die Zahlen der Untersuchung korrespondieren mit Angaben aus der Industrie. Demnach werden in Deutschland etwa 40 Prozent der Ackerflächen mit dem Breitband-Herbizid behandelt.

Quelle: Handelsblatt